Pflegeblog

Demenzerkrankte Menschen brauchen besondere Zuwendung

Interview /
Angelika Fichtner arbeitet seit Januar 2020 als Qualitätsprüferin beim Prüfdienst der PKV. Zuvor war sie 30 Jahre lang als Pflegefachkraft tätig. In dieser Zeit sammelte sie viel berufliche Erfahrungen in den unterschiedlichsten Bereichen der Pflegewelt. Und auch als pflegende Angehörige ist sie im Privaten mit dem Thema Pflege eng vertraut.

Was macht Corona so herausfordernd für die professionelle Pflege, Frau Fichtner?

Das kommt darauf an, wen Sie fragen. Viele Pflegefachkräfte berichteten mir, dass sie die sich täglich ändernde Informationslage rund um die Corona-Maßnahmen als sehr herausfordernd empfunden haben. Auch die Angst sich selbst mit dem Corona-Virus anzustecken und damit möglicherweise andere Menschen in ihrem Umfeld zu gefährden, beschäftigt die Pflegekräfte stark. Die umfangreicheren Hygienemaßnahmen sowie Symptomkontrollen bei den Heimbewohnern nehmen zusätzliche Zeit in Anspruch. Das verändert den Arbeitsalltag der Pflegenden selbstverständlich stark. 

Die Führungskräfte in den vollstationären Pflegeeinrichtungen kämpften gerade zu Beginn der Pandemie mit den sich ständig veränderten Vorgaben und Empfehlungen. Es war oftmals ein regelrechter Kraftakt, alle neuen Maßnahmen des Infektionsschutzes zeitnah umzusetzen. Die Einrichtungsleitungen der Heime standen in dieser Zeit beispielsweise vor der Herausforderung, ausreichend Schutzkleidung und Desinfektionsmittel zu besorgen. Die Personalfrage ist für die Leitungskräfte nach wie vor eine Herausforderung: Sie müssen im Ernstfall schnell den Dienstplan anpassen und Ausfälle ersetzen. Zeigt ein Kollege auch nur geringe Symptome einer Grippe, muss er zu Hause bleiben, um niemanden zu gefährden. Die Pflegedienstleitungen zeigen sich daher mit Blick auf die Grippesaison besorgt. 

Wie wirkt sich die Krise auf die pflegebedürftigen Menschen aus?

Die Einsamkeit stellte während der Kontaktverbote ein großes Problem dar, wie mir vor allem Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten erzählten. Viele Pflegebedürftige haben nach wie vor Angst, dass sie durch die Corona-Krise keinen Besuch mehr empfangen dürfen. Das gilt ebenso für Pflegeheimbewohner. Die pflegebedürftigen Menschen vermissen die Nähe zu ihren Angehörigen. Zwar wurden die Besuchsregelungen gelockert, dennoch ist mit Blick auf die Entwicklung der Infektionslage vieles ungewiss. 

Sie haben das Personal in mehreren Pflegeeinrichtungen geschult. Um was ging es bei ihren Schulungsthemen?

Insgesamt führte ich vier Schulungen in unterschiedlichen Einrichtungen durch. In den Schulungen zum Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ wurden Pflegefachkräfte, Mitarbeiter der sozialen Betreuung und Hilfskräfte geschult. Demenzkranke Menschen benötigen besondere Zuwendung, da sie in ihrem Alltag vielen Unsicherheiten ausgesetzt sind. Deshalb ist die Bindung zu anderen Menschen besonders wichtig. Ich habe den Mitarbeitern der Einrichtungen gezeigt, welche Möglichkeiten sie haben, um die Beziehungen bedürfnisgerecht aufbauen zu können.
Beim Schulungsangebot zum „Strukturmodell zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation“ sprach ich gemeinsam mit den Pflegefachkräften über Lösungsansätze, um den Dokumentationsaufwand in der pflegerischen Versorgung zu minimieren. Die Leitidee dabei lautet: Wie lässt sich Bürokratie in der Pflege abbauen, ohne dabei fachliche Standards zu vernachlässigen. 
Ein weiteres wichtiges Schulungsthema stellte die pflegerische Prophylaxe dar. Ich schulte dabei vor allem Pflegehilfskräfte, wie sie Pflegebedürftige vor Dekubitus, also zum Beispiel Druckwunden, und Flüssigkeitsmangel wirksam schützen können. 

Wie reagierten die Einrichtungen auf das Schulungsangebot?

In den Einrichtungen zeigt man sich sehr dankbar für das Angebot des PKV-Verbandes. Die Mitarbeiter schätzen vor allem unseren Ansatz, die Schulungen praxisnah durchzuführen. Sie hatten dadurch das Gefühl, dass sie Wissen aus den Schulungen mitnehmen, welches sie in ihrer täglichen Arbeitspraxis direkt umsetzen können.